Wir haben Winterpause
- am 2. Dezember 2022
- von Federseemuseum
- in Veranstaltungen
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Die kalte Winterzeit wird im Federseemuseum gerne für verschiedene größere Arbeiten genutzt, bei denen ganze Häuser abgesperrt werden müssen: Neben der Ausbesserung zweier Dächer rekonstruierter Häuser der Siedlung “Wasserburg Buchau”, stand jetzt ein ähnliches, aber größeres Projekt an.
Dachdeckermeister Wolfgang Thiel und sein erfahrenes Team waren eigens aus Lübberstedt in Niedersachsen nach Bad Buchau ins Federseemuseum gereist, um das Dach eines der rekonstruierten Häuser der Steinzeitsiedlung „Taubried“ zu decken. Heutzutage leider nicht mehr so häufig nachgefragt, gibt es inzwischen immer weniger Experten, die dieses uralte Handwerk beherrschen.
Denn es ist davon auszugehen, dass schon die jungsteinzeitlichen Bauern ihre Häuser unter anderem mit Stroh gedeckt haben. Eindeutige Beweise sind allerdings für Archäologen schwer zu erbringen, da das Dach zu den Bereichen eines Hauses gehört, die am ehesten vergehen. Schließlich ist das Baumaterial Stroh selbst sehr leicht vergänglich und die nur vereinzelt aufgefundenen Strohreste können nicht ausschließlich einer Dachdeckung zugeordnet werden. Warum wird dennoch vermutet, dass schon vor fünf- bis sechstausend Jahren Strohdächer beliebt waren? Das Dach ist der Teil des Hauses, dass am häufigsten während der Nutzung ausgebessert oder sogar erneuert werden muss. Daher werden die damaligen Menschen Materialien verwendet haben, an die sie einfach gelangten und die in großer Menge vorhanden waren. Schilf kam erst nach der Steinzeit häufiger am Federsee vor, sodass dieses Material (noch) ungeeignet war. Stroh hingegen gehörte automatisch dazu, da auch die Pfahlbauer auf den Anhöhen am Federsee Getreide anbauten. So wurden bei der Ernte die Halme mit der Handsichel lang abgeschnitten und waren damit ein ideales Rohmaterial – viel einfacher zu beschaffen und langlebiger als Rinde. Gerade der Emmer wäre dafür sicherlich durch seine langen Halme passend gewesen. Auch die folgenden Jahrtausende hindurch wurde dieses Material geschätzt: Bis ins 19. Jahrhundert prägten strohgedeckte Häuser das Ortsbild so mancher Dörfer in Oberschwaben, die verschärfte Brandschutzverordnung sorgte allerdings dafür, dass diese im Laufe der Zeit verschwanden.