Archäologie am Federsee
Der heute noch 1,3 qkm kleine, seit dem Ende der Eiszeit stark verlandete Federsee markiert den nördlichsten Rand der sog. zirkumalpinen „Pfahlbaukulturen“. Das Interesse an dieser Region in prähistorischer Zeit erklärt sich vor allem aus der verkehrsgeographisch günstigen Lage: Bereits gegen Ende des 5. Jahrtausends v.Chr. wurden hier jungsteinzeitliche Feuchtbodensiedlungen angelegt und noch im 7. Jahrhundert v.Chr., als andernorts das Pfahlbauzeitalter schon Vergangenheit war, standen noch eisenzeitliche Fischfanghütten im See.
Weltweit einmalig
Seit Entdeckung jungsteinzeitlicher Moordörfer im Jahr 1875 zählt der oberschwäbische Federsee zu den bedeutendsten siedlungsarchäologischen Fundlandschaften Europas, wurden hier doch in den vergangenen 135 Jahren über zwanzig jungsteinzeitliche und metallzeitliche Dörfer archäologisch erforscht. Doch weniger die Vielzahl der Dorfanlagen, als vielmehr die im feuchten Milieu des Moores in einzigartiger Qualität erhaltenen Funde sind der eigentliche Schatz dieser Fundlandschaft: Textilien aus Gehölzbasten und feinstem Leinen, Einbäume und frühe Räder, aber auch Speisereste, die Hinweise zur vorgeschichtlichen Wirtschaftsweise und Ernährung liefern – und nicht zuletzt die unzähligen Bauhölzer, die eine jahrgenaue Datierung ermöglichen und den Klimaverlauf der letzten 6000 Jahre nachzeichnen.
Zusammen mit den zirkumalpinen Pfahlbauten sind die Moorsiedlungen am Federsee und in Oberschwaben Kulturdenkmäler von einzigartiger Bedeutung und wissenschaftlicher Aussagekraft. An keinem anderen Ort der Welt wird neben der Entwicklung vorgeschichtlicher Siedlungsgemeinschaften auch der Vegetations- und Landschaftswandel in prähistorischer Zeit so deutlich sichtbar wie in den Mooren und an Seeufern des Voralpenlandes. Einige der bedeutendesten Pfahlbaustationen Oberschwabens und des Bodensees wurden von der UNESCO im Juni 2011 daher als Welterebstätten ausgezeichnet – darunter auch vier Fundstellen vom Federsee.