In der Beliebtheitsskala alkoholischer Getränke steht Bier im Ranking unangefochten auf Platz 1 und hat im Land des Reinheitsgebotes längst Kultstatus erreicht. Davon zeugen tausende von Brauereien im Lande, die auf eine lange Tradition blicken und deren Wurzeln bis zu den Anfängen der bäuerlichen Wirtschaftsweise zurückreichen.
Ein Kultgetränk
Doch neben seiner berauschenden Wirkung ist Bier vor allem eines: ein unverzichtbares Lebensmittel, das die Menschen mit hochwertigen Nährstoffen und notwendigen Vitaminen und Spurenelemente versorgte. Denn Bier war – neben Wasser – lange Zeit das einzige, weit verbreitete und jederzeit verfügbare Getränk überhaupt, und durch sein saures Milieu und den Alkoholgehalt zugleich frei von krankheitserregenden Keimen. So wundert es wenig, dass überall dort, wo Getreide kultiviert wurde, auch mehr oder weniger alkoholische Getränke daraus gebraut wurden.
Es sind vor allem die zahlreichen Schrift- und Bildquellen aus Ägypten und Mesopotamien, die über die Anfänge des Brauens berichten. Entlang des Nils entstanden bereits vor fast 6000 Jahren die ersten Großbrauereien, die wertvolle Einblicke in die frühe Brautechnologie und erste einfache Rezepturen liefern.
Doch war die Biergewinnung in dieser Zeit nicht auf den Vorderen Orient beschränkt: Neueste archäobotanische Untersuchungen an Speiseresten aus den frühen Pfahlbausiedlungen erbrachten Hinweise auf malzartige Flüssigkeiten – vermutlich eine Art Maische, die zum Bierbrauen gedacht war.
Spätestens in keltischer Zeit wurde hierzulande Bier in großem Maßstab gebraut: In Hochdorf/Enz stießen Archäologen auf eine der ältesten Brauereien Deutschlands; die außerordentliche Menge an Gerstenmalz, die hier gefunden wurde, hätte mühelos für 1000 Liter Bier gereicht.
Das keltische Bier war rauchig, zugleich säuerlich und sehr erfrischend. In Rezeptur und im Geschmack unterscheidet es sich von heutigen Bieren erheblich: In Holzbottichen erhitze man den Sud mit heißen Steinen und würzte ihn – anstelle des bitteren Hopfens – mit Mädesüß, Beifußkraut oder Möhrensamen.
Die Sonderausstellung begibt sich auf eine akribische archäologische Spurensuche, beschreibt die ältesten Großbrauereien der Welt, berichtet über Biergöttinnen und heilige Getränke und gibt Einblicke in eine unglaubliche Bandbreite an Sorten und Geschmackswelten.
Das Braggot zur Sonderausstellung
Experimentell nachgebraut von Frank Bittner aus der Mikrobrauerei "Gigelbräu" und im Museumsshop erhältlich.
Malz, gedarrt über offenem Feuer und anstelle von Hopfen Mädesüß, Minze und Honig: Bier war in keltischer Zeit ein vielfältiges und beliebtes Getränk, das gerne bei großen Festmahlen genossen wurde. Allein im Umfeld des Keltenfürsten von Hochdorf/Enz konnte Bier in damals riesigen Mengen von rund 1000l gebraut werden. Auch in der Region gibt es Nachweise von Bier: bei Pollenanalysen eines Bronzekessels aus einem rund 2500 Jahre alten Kriegergrab nahe der Heuneburg wurde herausgefunden, dass mit Honig, Mädesüß und Minze gewürzt wurde.
Auf Grundlage dieser Zutaten entstand das Braggot aus der Mikrobrauerei "Gigelbräu". Frisch und angenehm im Geschmack, bringt es uns einen Teil des keltischen Trinkgenusses näher.
Wohl bekomm´s!
Update 9.8.:
Das Braggot ist wieder da!
Das experimentell nachgebraute Braggot ist wieder zu haben. Aufgrund der der hohen Nachfrage zwischenzeitlich ausverkauft, hat Brauer Frank Bittner dieses noch einmal aufgelegt. Mit etwas weniger Alkohol (8%) und stärkeren Nuancen von Minze wird es zum Kelten-Sommerbraggot!
Veranstaltungen
28.04. 13-17 Uhr
Ausstellungseröffnung
In unserer neuen Sonderausstellung können Besucherinnen und Besucher dem Ursprung des Bieres auf den Grund gehen. Passend dazu erwarten Sie im Freigelände Aktivitäten rund um das Thema „Bierbrauen in der Vorgeschichte“.
09.05. 13-17 Uhr
Ein besonderer Pfahlbautrunk? Bierbrauen wie in der Vorgeschichte
Gerstenmalz, Emmerschrot und Bierbrot – der ArchäoTechniker Andreas Diehm zeigt im Experiment, wie aus diesen Zutaten ein „Pfahlbaubräu“ im Tontopf entsteht.
23.05.-26.05. 13-17 Uhr
Archäologie im Experiment – vom Bier zur Topfkruste
Wurde in den steinzeitlichen Tongefäßen nicht nur gekocht, sondern auch Bier gebraut? Geben die original erhaltenen Speisereste in den steinzeitlichen Tongefäße Hinweise auf Rezepturen und Zutaten? Die Archäologin Jessi Berndt versucht dieser Frage anhand experimenteller Koch- und Brauversuche auf den Grund zu gehen …
30.06. 13-17 Uhr
Bier mit Tradition. Präsentation historischer Biere der Schussenrieder Brauerei Ott
Jürgen Holzheu stellt die Vielfalt der Schussenrieder Biere vor, die noch heute nach historischen Rezepten gebraut werden.
11.08. 13-17 Uhr
Dem keltischen Geschmack auf der Spur – ein experimentelles „Honigbier“ wie vor 2500 Jahren.
Frank Bittner (Gigelbräu) präsentiert sein eigens für das Federseemuseum entworfenes Braggot nach prähistorischem Vorbild.
15.08.-18.08. 13-17 Uhr
Bier, Brot und Brei im archäologischen Experiment – was aus Jahrtausenden übrigbleibt
Jessi Berndt setzt ihre Versuchsreihe fort, in der sie versucht zu verstehen, wie die steinzeitlichen Topfkrusten entstanden.
19.09. 19 Uhr
Wohl bekomm‘s. Humorvolle Bierverkostung der Schussenrieder Brauerei Ott.
Jürgen Holzheu führt auf unterhaltsame Weise durch die historische Bierwelt der Schussenrieder Brauerei.
Nähere Informationen folgen in Kürze.
22.09. 13-17 Uhr
Steinbier – eine mittelalterliche Spezialität?
Michael Attinger, der Brauer des Stifts Scheuer in Kirchheim, braut vor den Augen der Besucher*innen ein mittelalterliches Steinbier.
20.10. 13-17 Uhr
Bier mit Tradition. Präsentation historischer Biere der Schussenrieder Brauerei Ott
Jürgen Holzheu stellt die Vielfalt der Schussenrieder Biere vor, die noch heute nach historischen Rezepten gebraut werden.